accorde-rom
Willi Häne
Projektbeschrieb
Mit dem Projekt accorde-rom, einer Wortspielerei zwischen Rom und Akkordeon, setzte ich einen spannenden Prozess fort, der mit meinem Aufenthalt in der Atelierwohnung des Kantons St.Gallen in Rom seinen Anfang nahm. Mit Mikrofon und Aufnahmegerät ausgerüstet, wurde ich zum Sammler von erwanderten Klängen und Geräuschen der ewigen Stadt. Diesen musikalischen Versatzstücken wollte ich nachspüren und daraus etwas Neues generieren. Immer mit dabei war auch das Akkordeon, dessen Melodien sich mit dem neugewonnenen Material zu einer Collage verbinden sollten – accorde-rom. Das Projekt bestand aus 2 Phasen. Die erste realisierte ich im Atelier San Gallo in Rom und die zweite mit einem Werkbeitrag vom Kanton St.Gallen, Schweiz.
Piazza Vittorio Emanuele II
zurück < < <
Phase 1, Atelier San Gallo Rom
Ziele für den Aufenthalt im Atelier waren:
Komponieren im Parco Caduti de 19. Luglio 1943
-Melodien für Akkordeon zu komponieren, in welchen die Stadt mit ihrem bunten, lauten, kraftvollen, und energischen Leben mitklingt. Dabei soll auch mein Repertoire durch süditalienische Einflüsse erweitert werden.
Aufnahmen in der Stazione Termini
- In Rom Klänge zu suchen, rom-accorde. Durch meine Arbeiten als musikalischer Leiter am Theater habe ich in den letzten Jahren ein feines Gespür für situative Geräusche entwickelt.
zurück < < <
Aufnahmen von Rom-Accorden
Bei den ausgedehnten Streifzügen durch Rom war das Mikrofon immer mit dabei, um die Klänge der Stadt einzufangen oder ihnen hinterherzujagen. Mehrmals verstummte ein Klang gerade in dem Moment, als ich technisch bereit war, ihn aufzunehmen. Und das Warten, dass sich der Klang nochmals einstellt, wurde zu einer Geduldsprobe, die selten zu einem befriedigenden Ergebnis führte.
Geduldsprobe bei den Diokletian-Thermen
Umgekehrt sind mir in den Momenten, in denen ich schnell genug war, authentische Aufnahmen gelungen. Aber auch solche, die ich unter Androhung von Gewalt beenden musste. Ohne eine gespielte dreiste Naivität war an gewisse Aufnahmen gar nicht heranzukommen

Bilder zur Dokumentation

Zu all den Klängen und Melodien fotografierte ich vor Ort auch gleich die entsprechende Situation. Die Bilder waren eine wertvolle Hilfe zum Dokumentieren der Aufnahmen.
zurück < < <

Kompositionen für Akkordeon
Bei diesen Streifzügen flogen mir auch immer wieder Melodiefetzen zu. Sei es aus einem Lokal, aus zufälligen Tönen oder von jemandem gesungen oder gepfiffen. Diese Intervalle und Fragmente inspirierten mich spontan zu Melodien, die ich auf der Stelle ins Mikrofon sang und aufnahm.

Komponieren im Parco Caduti de 19. Luglio 1943
Mit der Zeit ging ich summend oder singend, mit dem Mikrofon in der Hand, durch die Stadt. Wohl ein groteskes Bild, aber in einer Millionenstadt wie Rom wird das, wenn überhaupt, gleichgültig zu Kenntnis genommen.
Aufnahmen im Nuovo Mercato Esquilino
zurück < < <

Phase 2, Werkbeitrag
Mit der grossen Fülle an Melodien und Klängen, rom-accorden kehrte ich nun aus Rom zurück. Allein die Sichtung des kreierten und aufgespürten Materials im Studio erforderte viel Zeit, Geduld und Geschick, damit nichts von der Authentizität verloren geht.

Bearbeitung von Samples

Die musikalischen Versatzstücke wurden teilweise in ihrer Ursprünglichkeit belassen, andere wurden umstrukturiert, neu aufgenommen oder zu eigentlichen Stücken arrangiert.

Zuordung der Samples auf die Tastatur
Die aufgenommenen Klänge und Geräusche der Stadt und ihrer Bewohner blieben teils in ihrem Original bestehen oder wurden am Computer verändert. Geräusche, die sich für die Sampling-Technik eignen, wurden zu melodischen oder rhythmischen Samples verarbeitet.

Im Tonstudio wurden die römischen Akkordeon-Melodien mit den bearbeiteten rom-accorden, sowie den Samples zu einer eigentlichen Komposition zusammengeführt. Die Kompositionen verbinden sich mit einem Bild und einem bestimmten Begriff zu einer Collage, unterstützen einander, ohne zu konkurrenzieren.

Arrangement eines Rom-Accordes
zurück < < <
Ausstellung AUSGEZEICHTET

Am Freitag, 18. Januar 2008, eröffnete Katrin Meier, Leiterin Amt für Kultur, im St.Galler Regierungsgebäude die Ausstellung "Ausgezeichnet" mit Werken der Empfängerinnen und Empfänger von Werkbeiträgen aus den Jahren 2001 bis 2007. Eine Veranstaltungsreihe begleitete und ergänzte die erstmalige Ausstellung dieser Art.

Zu sehen waren Werke von 55 Kultur- und Kunstschaffenden der Sparten angewandte und bildende Kunst, Film, Literatur, Musik sowie Theater/Tanz. Sie erhielten seit 2001 je einen Werkbeitrag des Kantons St.Gallen. Die Werkbeiträge wurden nach einem zweistufigen Juryverfahren gesprochen; in einem ersten Schritt selektionierten und beurteilten Fachjurys die Eingaben, in einem zweiten trafen die Kulturratsmitglieder die definitive Wahl.

Die geförderten und ausgezeichneten Kunst- und Kulturschaffenden vermittelten facettenreiche Impressionen aus ihrem Schaffen. Diese entstammten aus dem Prozess der Entwicklung und des Erschaffens, ermöglichten Einblicke in den kreativen Prozess von der Ideenentwicklung über die Konzeptfindung bis hin zur Realisierung, welche dann als "Endprodukte" ausgestellt wurden. Besucherinnen und Besucher erhielten damit die seltene Chance, sowohl die Arbeit der Jurys als auch den kreativen Prozess der Kunstschaffenden nachzuvollziehen. In einem zweiten Ausstellungsteil konnten über alle Teilnehmenden Dokumentationen durchgeblättert werden, inklusive den dazugehörenden DVD- und CD-Aufnahmen sowie Büchern, welche an Ort und Stelle geschaut, gehört oder gelesen werden konnten. Ein dritter Teil war ein bunter Ausstellungskiosk, einem Museumsshop nachempfunden, wo es die verschiedensten Artikel zu kaufen gab: von der Postkarte über Kerzen, Fellkappen, Bücher, Musik- und Filmwerke bis hin zu Multiples und Bildern.

Die Ausstellung war vom 19. Januar bis 17. Februar 2008, jeweils von Dienstag bis Sonntag, von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt war frei.

Plakat zur Ausstellung
Vernissage am 18. Januar 2008
Präsentation von accorde-rom
zurück < < <

Fazit
Die Arbeit am Projekt accorde-rom ist mit dem Werkbeitrag und der Ausstellung erst einmal abgeschlossen. Trotzdem wird mich accorde-rom auch in Zukunft nicht loslassen. Das Projekt war und ist mir eine grosse Inspiration und Freude und brachte mein künstlerisches Schaffen auf eine neue Ebene. Bestimmt werde ich an der Idee weiterarbeiten und sie weiterentwickeln.

PS Schreiben Sie mir Ihre Meinung zu accorde-rom. Mail > > >

Unterstützt durch: